Dieser Blog erzählt die Geschichte von drei Handvoll Erde und und ihrer Reise durch ein Jahrhundert.

Donnerstag, 20. März 2014

Über einen Pokal, den keiner haben will

Aktuell laufen die Vorbereitungen für die nächste Präsentation von MAYERS ERDE auf Hochtouren. Im Kooperationsprojekt mit einem EF Kunstkurs von Jutta Lohaus am Gymnasium Paulinum haben Laura Blömker, Lucia Zoe Miehe, Caroline Müller-Hofstede und Johanna Wahle einen Pokal entwickelt, der ebenso böse wie elegant einen Vorschlag zur Entsorgung einer historischen Graberde vornimmt.

Drei handvoll Graberde von Albert Mayer - dem ersten Deutschen Gefallenen des Ersten Weltkrieges - waren im Jahr 1937 vom Deutschen Soldatenfriedhof in Illfurth entnommen worden. Aus diesen Erden wurde ein Blut-und-Boden"Heiligtum" entwickelt. Als eine Art "Geschichtsdoping" sollte diese "Reliquie" die Widukind Gedächtnisstätte in Enger aufwerten und den soldatischen Tod als etwas erstrebenswertes und ehrvolles darstellen. MAYERS ERDE diente der mentalen Vorbereitung des nächsten bereits geplanten Krieges von Nazi-Deutschland. Sie stand neben einem Heldengedenktryptichon in einem offenen Tongefäß zur verehrenden Einsicht in der Stätte "ruhmreichen Germanentums", die um den Sachsenkrieger Wittekind gebaut worden war.



Wohin mit MAYERS ERDE? Das Viererteam entwickelte einen Pokal mit der Aufschrift 
1. Gefallener - Albert Mayer - Leutnant zu Pferde 24.4.1892 - 2.8.1914 

Albert Mayer auf dem Pferd, Quelle: Familienalbum
Eine hochzweifelhafte Ehre und ein Titel, den so recht niemand haben will. Der historische Soldat und Erste Deutsche Gefallene des Ersten Weltkrieges war Reiter und nahm unter anderem auch in BadenWeiler an Tournieren teil. Das mit einem Sprungreiter verzierte Ehrentitelgefäß reflektiert das Wenige, was wir heute noch von dem mit 22 Jahren gefallenen Leutnant aus Magdeburg wissen.

Nun erhält der so "prominent" Gefallene einen Pokal - gefüllt mit Erde, die symbolisch für die "echte" Graberde steht, die heute im Widukind Museum in Enger steht. 
Der Pokal als ein Kelch, der an jedem besser vorbeigegangen wäre - ein Titel, für den er sich nichts kaufen konnte. Dieser böse Kommentar zur Ge- und Mißbrauchsgeschichte mit der historischen Graberde, tritt am kommenden Dienstag eine Reise an, die ihn zur Weltkulturerbestätte Rammelsberg nach Goslar führen wird.
Dort eröffnet am 1. April 2014 um 19 Uhr eine Ausstellung im Kontext der Erinnerung an den 100. Jahrestag des Kriegsausbruchs. Mit Albert Mayer als erstem Deutschen Toten begann in Joncherey am 2. August 1914 das millionenfache Sterben an der Westfront. Delikaterweise fiel Leutnant Mayer ein Tag vor der kaiserlichen Kriegserklärung an Frankreich und tötete auf einem Patroullienritt auf französischem Boden zuvor noch Jules André Peugeot, den ersten Französischen Gefallenen des Grande Guerre.

Mehr über MAYERS ERDE, Positionen und Schülerarbeiten vom Widukind Gymnsasium aus Enger und dem Gymnasium Paulinum aus Münster sowie Infos zum Stand meiner künstlerischen Forschung im Kontext der Translokation historischer Graberden können Sie gerne in Goslar sehen.

Sehr herzlich lade ich Sie in meine Installation MAYERS ERDE und das inszenierte Forschungslabor des Onlinepromoventen ein.

MAYERS ERDE und mehr im WELTKULTURERBE RAMMELSBERG
MUSEUM & BESUCHERBERGWERK, Bergtal 19, 38640 Goslar
 

Ruppe Koselleck, am 20. März 2014 im Projekt MAYERS ERDE

MAYERS ERDE ist ein Kooperationsprojekt des Onlinepromoventen mit der Universität Osnabrück, Prof. Dr. Andreas Brenne,  dem Widukind Museum Enger sowie Remember 1914-1918

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen